62 Iv. Die Kultur der westlichen Mittelmeerländer.
Die weitere Folge dieses Sieges war der Anschluß der fruchtbaren von Griechen kultivierten Landschaft Campanien an Rom.
§ 4- Rom wird das I)aupt Italiens. (Unterwerfung der
Samniter.)
Der Besitz Campaniens brachte die Römer in Feindschaft zu dem mächtigen Stamme der Samniter, die südöstlich von Latium den Apennin bewohnten. Sie waren tapfere, kriegerische Menschen, die infolge der Armut ihres Landes in Dürftigkeit lebten und schon lange mit begehrlichen Blicken von ihren Bergen auf das schöne Campanien herabsahen. Schon hatten anch sie von einigen Punkten des reichen Landes Besitz genommen, als die Römer den größeren Teil an sich brachten. Die Samniter griffen zu den Waffen, und in 2 schweren und langen Kriegen fochten sie mit den Römern um Campanien und schließlich um die Herrschaft über Italien. Obwohl den Samnitern zuletzt auch Etrusker und Gallier zu Hilfe kamen, erlagen sie doch der größeren kriegerischen Kraft der Römer. Man zählt 2 Kriege, die nur durch eine 6 jährige Pause voneinander getrennt waren. Im ersten Kriege ist es den Römern recht schlecht ergangen, als der samnitische Feldherr Pontius ein römisches Heer in den kanonischen Pässen gefangen nahm. Im 2. Kriege war die große Entscheidungsschlacht bei Sentiuum 295. Hier opferte sich der römische Feldherr P. Decius Mus den Todesottern für sein Vaterland.
Nun gab es keinen italienischen Stamm, der den Römern erfolgreich allein noch entgegentreten konnte.
§ Z. Sicherung der neuen flßacht.
Die Römer hatten einen praktischen Blick. Damit sie schnell ihre Truppen in bedrohte Gegenden werfen konnten, bauten sie breite schone Straßen, unter denen die Appifche Straße (genannt nach ihrem Erbauer Appius Claudius) die berühmteste ist. Sie reichte anfangs von Rom bis Capua, wurde später bis Bnmdisium ausgebaut. Diese Straßen waren ähnlich wie unsere Chausseen beschaffen, aber noch sorgfältiger gebaut. Ähnliche Straßen wie die Appische haben die Römer später überall gebaut, wohin sie erobernd kamen. Die Appische aber war gleichzeitig ans weite Strecken eine Prunkstraße. An ihr befanden sich später zahlreiche Familiengräber vornehmer Römer.
§ 6. Die Unterwerfung 6roß-6riechenlands.
Während die Römer noch dabei waren, die unterworfenen Gebiete dnrch Straßenbau und Anlage von Militärkolonien zu sichern, gerieten sie in einen neuen Krieg, der schwerer war, als alle übrigen vorher.
Den ganzen Südosten und das südliche Seegebiet beherrschte das mächtige Tarent, das einst eine dorische Kolonie gewesen war. Diese Stadt Hatte eine außerordentlich günstige Lage, denn das Hinterland pflegte Viehzucht, Wein-
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der Republik war es gewöhnlich, daß die Consuln und Prätoren nach
Ablauf ihrer Amtszeit in die ihnen zur Verwaltung übergebenen Pro-
vinzen als Proeonsuln und Propratoren auf Ein Jahr abgingen. Ganz
ungewöhnlich war aber die Wahl des vier und zwanzigjährigen P. Cor-
nelius Scipio im zweiten punischeu Kriege zum Proconsul, da er vorher
nicht Consul gewesen war, auch wegen seiner Jugend es nicht seyn
konnte. Die Gewalt eines Proconsuls erstreckte sich aber nicht auf die
Stadt und ihr Weichbild, sondern nur auf die Provinz, wo er mit der
Armee stand.
Ein ausgezeichneter, von wahrem Römergeiste beseelter Mann
dieser Zeit war App ins Claudius der Blinde, welcher im I. 312
Censor war, ohne vorher Consul gewesen zu seyn» Um die durch die
Kriege verminderte Zahl der Dienstpflichtigen zu ergänzen, hatte er die
Freigelassenen (libertim) unter die sammtlichen Tribus vertheilt, wo-
durch aber die sogenannte Marktpartei (iaetio forensis) ein vielver-
mögeudes und gefährliches Uebergewicht bekam. Auch in den Senat
hatte er Enkel von Freigelassenen ausgenommen. Um die dadurch et-
was gestörte Eintracht wieder herzustellen und die Wahlen den Händen
der niedrigen Volksklassen zu entreißen, vertheilte der Censor £>. Fabius
im I. 304 die Libertinen in vier Bezirke der Stadt (tribus urbanae)
und erhielt dafür den Zunamen Maximus, den ihm so viele Siege
nicht erworben hatten. Des Appius Namen verewigen aber noch die
großartigen Ueberreste der von ihm angelegten und gepflasterten Straße
(via Appia), welche von Rom nach Kampanien führte, und der ersten
Wasserleitung, durch die er aus einer Quelle am pranestinischen Wege
das Trinkwasser 11,590 Schritte weit nach Rom führen ließ. Als Fa-
bius Censor war, machte der Curuladil Cnejus Flavius, früher
Schreiber, eines Freigelassenen Enkel, ein verschlagener und beredter
Mann, die Rechtsformeln, die bis dahin in den geheimen Archiven der
Dberpriester verwahrt lagen und nur den Patriciern bekannt waren,
öffentlich bekannt, und stellte am Markte den Gerichtskalender auf einem
weißen Brette aus, damit Jedermann wisse, an welchem Tage man sich
an die Gerichte wenden könne. Somit hörte der bisherige patricische
Alleinbesitz der Rechtskenntnisse auf und die Willkühr im Gerichtswesen
war durch diese Veröffentlichung verbannt.
Da sich durch die großen Eroberungen in Italien auch die Ein-
künfte des Staats vermehrt hatten, so wurde die Zahl der Quästoren
oder Schatzmeister auf acht vermehrt, und Italien in vier guastorische
Provinzen abgetheilt, in die Ostiensische, Calenische (Cales, eine Stadt
in Kampanien), die Gallische und Kalabrien.
8
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Extrahierte Personennamen: P._Cor-
nelius_Scipio Scipio Claudius Maximus Curuladil_Cnejus_Flavius
Extrahierte Ortsnamen: Rom Kampanien Rom Italien Italien Calenische Kampanien Gallische Kalabrien
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Zierrath in Becher, Gefäße (gemmata potoria), Leuchter und andere
Arbeiten gesetzt. Solche Gemmen schnitt man auch erhaben (Kameen),
wozu gern mehrfarbige Onyxe gebraucht wurden. Auch ganze Becher
wurden aus edlen Steinen geschnitten, aus Onyr, Krystall, Bernstein
und köstlicher Murrha, entweder einer Art Porcellan, oder chinesischem
Speckstein, oder feinem Onyr (vasa murrhina), die Pomp ejus ein-
führte. „Wir zechen, sagt Plinius, aus einem Gewühl von Edel-
stein, und verschaffen uns Kelche aus Smaragden; Gold ist bereits
ein Zusatz." Es war natürlich, daß bei der allgemeinen Kunstliebe
der Römer viele griechische Künstler, Maler, Bildhauer, Steinschneider,
in der Hauptstadt der Welt sich niederließen und vollauf Arbeit er-
hielten. Auch fehlte es nicht an Kunsthändlern. Nur in der Bau-
kunst haben die Römer selbstständigen Ruhm erlangt, obwohl ihre
frühem Werke von Etruskern ausgeführt waren. Die öffentlichen Ge-
bäude und Tempel wurden immer großartiger und prachtvoller gebaut;
die Einfachheit der Privatgebäude verschwand in Casars Zeitalter;
Mamurra hatte das erste marmorne Haus. Die Prachtliebe zeigte sich
besonders in den Villen oder Landhäusern von ungeheurem Umfang,
so daß sie den Platz für den Ackerbau Wegnahmen. Die in den
Bürgerkriegen oder durch asiatische Beute reich gewordenen römischen
Großen verwandelten damals große Strecken fruchtbaren Ackerlandes
in Teiche oder Parks zum Schmuck ihrer, mit königlicher Pracht ge-
schmückten Villen, von denen manche den Umfang einer kleinen Stadt
hatten. Daher klagte Horatius (B. Ii. Ode 15.) über die dem
Ackerbau und der einträglichen Baumzucht nachtheilige Bausucht seiner
Zeitgenossen:
„Bald laßt dem Pflug unmäßiger Konigsbau
Kaum wenig Hufen; raumiger ausgedehnt,
Als selbst Lucrinus See, sind ringsum
Leiche zu schaun, und dem öden Ahorn
Macht Platz der Ulmbaum. Auch der Violen Flor
Und Myrtenhain' und jeglicher Nasenreiz
Verbreitet Wohlgcruch, wo vormals
Lohnte mit Frucht die Olivenpflanzung.u
Die großen Mittel, welche dem römischen Staate zu Gebote
standen, benutzte derselbe aber auch zu gemeinnützigen und wahrhaft
großen Werken der Baukunst; die Heerstraßen durch alle Theile des
Reichs, Brücken und Wasserleitungen, Bäder und Theater verdienen
doch in ihren Trümmern die Bewunderung aller Zeiten. In den bil-
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11
gos; sie trieb lebhaften Verkehr und war berühmt als uralter
Sitz etrurischer Kunst und Religion. Hier herrschte zur Zeit
der Ankunft des Äneas in Italien Mezentius. — Im Innern
des Landes, auf beiden Seiten der Aurelischen Straße von N.
nach S. finden sich folgende Städte: Luca (Lucca), wo Cäsar
während des gallischen Feldzuges seinen Winterfitz hatte, gehörte
bis auf Augustus zu dem cisalpinischen Gallien. — Pistoria
(Pistoja), wo Catilina mit seinem Heere vernichtet wurde. —
Fäsulä (Fiesolo) hoch auf einem Felsen gelegen mit der reizenden
Aussicht in das Arnothal; Bewunderung erregen auch noch jetzt die
Ruinen eines kolossalen Theaters. — F lorentia (Florenz) am
Arno, eines der blühendsten Municipien und auch im Mittel-
alter von hoher Bedeutung. Hier war die Geburtstätte des
Dante, Michel Angelo, Macchiavelli und Amerigo Vespucci. —
Arretium (Arrezzo), die Geburtstätte des Mäcenas und des
Petrarca. — Clusium (Chiüsi), wo Porsenna herrschte. —
Perusia (Perugia), nicht weit vom See Trafimenus, bekannt
durch den perusinischen Krieg im Jahre 41 zwischen Antonius
und Octavian. — Falerii, deren Einwohner Falisci hießen,
lag auf einem steilen Bergkegel und wurde von Camillus er-
obert. Westlich von der Stadt soll der berühmte Tempel der
Voltumnä gewesen sein, bei welchem die Bundesstaaten Etru-
riens gewöhnlich ihre Versammlungen hielten. — Veji (Ein-
wohner Vejentes), die größte und mächtigste Stadt Etruriens,
welche über 100,000 Einwohner zählte. Nach der Eroberung
durch Camillus im Jahre 396 blieb sie öde und unbewohnt bis
auf Cäsar, der hier eine Kolonie gründete.
2. Latium. Dieses bildete den Mittelpunkt der römischen
Weltherrschaft. Es hatte nicht immer dieselben Grenzen. Das
alte Latium (Tatium vetus) erstreckte sich von der Tiber bis zum
Vorgebirge Circeji. Seit dem Jahre 338 v. Ehr. aber, als die
im Süden und Osten vom alten Latium wohnenden Völker, die
Aquer, Her^iker, Vols^r und Aurunker besiegt waren, wurde
das unterworfene Gebiet als Fatium novum oder ackieetum mit
eingerechnet, so daß Latium sich nun bis über den Liris hinaus
erstreckte. Es ist sehr gebirgig und wasserreich. Der Haupt- '
ström ist die Tiber (liblris) und nach dem Po der größte Fluß
Italiens. Er entspringt auf den sabinischen Apenninen oberhalb
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Extrahierte Personennamen: Luca Cäsar Augustus Catilina Arno Michel_Angelo Macchiavelli Porsenna Antonius Octavian Camillus Cäsar
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geheimnißvolle Sagen aus dem grauen Alterthume berühmt.
Hier ist der von steilen Felsen und Wüldschluchten umschlossene
See Avernus; hier die Felsenhöhle der alten Wahrsagerin Sy-
bille. Eine benachbarte Höhle galt nach der Dichtung der Alten
für den Eingang in die Unterwelt. Hier war auch der Styr
selbst, hier die elysäischen Gefildes. Eine Pflanzstadt der Cu-
mäer war Parthenope. Als nämlich die Cumäer von den
Campanern verdrängt wurden, gründeten sie diese Kolonie, leg-
ten aber, da dieselbe für alle Flüchtlinge zu klein war, östlich
von derselben eine neue Stadt, Neapolis, an. Im Gegensätze
zu dieser Neustadt bekam nun Parthenope den Namen Altstadt,
Paläopolis, bis beide den gemeinsamen Namen Neapolis (Ne-
apel) d. i. Neustadt annahmen. In ihrer Nähe steht der feuer-
speiende Vesuv. Auf einem an der Küste sich erhebenden Felsen
lag die Stadt Misenum mit einem geräumigen Hafen, in wel-
chem seit Augustus der andere Theil der römischen Flotte lag;
unfern hievon Bajä, dessen warme Bäder häufig besucht wur-
den. Die Schönheit dieses Ortes und seiner Umgebung ist von
den römischen Dichtern besonders gefeiert worden^)- Westlich
von Neapel, ebenfalls am Meere, lag Puteoli, die als grie-
chische Kolonie den Namen Dikäarchia führte, das heutige Puz-
zuoli; bei derselben der Lucrinersee, aus welchem am 30. Sept.
1538 plötzlich mit schrecklichem Getöse ein über 200 F. hoher
Bergkegel, monte nuovo (neuer Berg), sich erhob. Hier lag auch
Cicero's Villa Puteolanum oder Academia. Die ganze Gegend
ist hier sehr vulkanisch; und das schwefelreiche Thal zwischen
Puteoli und dem Vesuv, das heutige Solfatara, wurde von den
Alten das phlegräische oder brennende (oampi Phlegraei) genannt.
Es brennt beständig im Innern; fast überall ist der Boden warm,
stellenweise glühend, und mitunter steigen mit großem Getöse
Dampfsäulen und lichte Flammen auf. Der Weg von Neapel
bis Puteoli führt durch eine fast y4 Stunde lange Berghöhle,
die im Alterthume er^pta Neapolitana, jetzt aber die Grotte von
Posilippo nach dem gleichnamigen Berge genannt wird. Am
Eingänge derselben zeigt man das von Lorbeeren umkränzte Grab
4) Virgil beschreibt diese Gegend im 6. Buche. 4 5) Nullus in orbe
sinus Bajis praelucet amoenis. Foraz.
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Extrahierte Personennamen: Augustus er^pta_Neapolitana
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geboren, und die Römer selbst sollen von dieser Stadt den Na-
men Cureten oder Quinten angenommen haben. Etwas nördlich
über Cures hinaus verbindet sich mit der Tiber der Bach Di-
gentia, der durch das Thal Ustika fließt. Hier, wo nun das
Dorf Licenza steht, lag das Sabinum, ein Landgut des Horaz.
Hier war auch die Quelle Bandusta, hier der Tempel der Va-
cuna, gegenüber der Berg Lucretilis, und auf der andern Seite
der Tiber der Berg Soracte (San Oreste), alle vom Dichter-
gefeierte Namen. Am Flusse Velinus, unweit von seiner Mün-
dung in den Nar und von dem berühmten Wasserfalle bei Terni,
lag die Stadt Reale (Reiti), der Geburtsort Varro's, in ei-
nem reizenden Thale, das die Bewohner ihr Tempe nann-
ten ; dagegen lag N u r si a5) in einer rauhen unfreundlichen Ge-
gend am Fuße der Alpen. Amiternum war der Geburtsort
des Sallust. In der Nähe der sabinischen Stadt Crustume-
rium (Einw. Crustumini) ist der berühmte heilige Berg (mons
8aeer) und der kleine Fluß Allia, denkwürdig durch die Nieder-
lage der Römer im Jahre 389 vor Ehr.; unfern des jetzigen
Castel Giubileo, etwa eine Meile von Rom, lag das alte Fi-
tz enä (Einw. Fidenates). — Die eigentlichen Samniter selbst
bewohnten den großen Gebirgsstrich vom adriatischen Meere bis
an das tyrrhenische. Ihre merkwürdigsten Städte waren: Be-
neventum (früher Maleventum wegen ihrer ungesunden
Luft), berühmt durch die Niederlage des Pyrrhus (275) und
des Hanno (214); Caudium, in deren Nähe die durch die
Niederlage der Römer (321) berüchtigten caudinischen Engpässe
(furculae Caudinae) waren; und Bovianum, das heutige
Boiano. — Östlich von den Sabinern, um den See Fucinus
herum, wohnte das kriegerische Volk der Marser, deren Haupt-
stadt Marrubium war. — Im Gebiete der Peligner lagen
die Städte: Corfinium, wichtig geworden im Kriege der ita-
lischen Bundesgenossen, welche es zur Hauptstadt Italiens machen
wollten; und Sulmo, das heutige Sulmona, die Vaterstadt
des Ovidius^). — Im Gebiete der Hirpiner: Abellinum
---------------- N
5) Virgil nennt es deshalb frigida ^ursia. 6) Der Dichter selbst be-
schreibt sie mit den Worten:
Sulmo mihi patria est, gelidis uberrimus undis,
Millia qui novies distat ab urbe decem.
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Extrahierte Personennamen: Castel_Giubileo Hanno Sulmona Millia
Extrahierte Ortsnamen: Berg_Lucretilis Tempe Rom Italiens
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d. i. empörte Knechte, erhielten. Auch hier war die ganze Küste
mit griechischen Kolonien bedeckt. Die alte Hauptstadt des Lan-
des war Conse nti a, das heutige Consenza; hier starb Alarich
und wurde im Flusse Busentinus (Busento) begraben. Außer-
dem sind merkwürdig die Städte: Mamertum, welche von
Samnitern gegründet wurde; bis hierher zieht sich der ganz
Bruttium durchschneidende Bergwald Sila?), der damals, wie
jetzt, das berühmte bruttische Harz lieferte. — Croton, eine
Kolonie der Achäer und'hauptsitz der pythagoräischen Schule, in
der Nähe des Vorgebirges Lacinium. Hier stand der berühmte
Tempel der Juno Lacinia, in welchem Hannibal eine Tafel mit
der Inschrift seiner Thaten als Weihgeschenk aufhing. Rhe-
gium (Reggio), eine Kolonie der Chalcider, auf der Südspitze
Italiens, die einst, der Sage nach, mit Sicilien noch verbunden
war. Hier ragt ein steiler Fels, Scylläum, in's Meer, der
mit seinen gefährlichen Klippen von den Dichtern unter dem
Bilde des in einer Höhle hausenden Ungeheuers, Scylla, darge-
stellt wurde, und die Meerenge selbst mit ihren reißenden Strö-
mungen und Wirbeln unter dem Bilde eines ähnlichen Unge-
heuers, der Charybdis. — Locri Epiphezirii, am zephiri-
schen Vorgebirge; hier lebte der große Gesetzgeber Zaleukus.
3. Apulia. — Dieses schöne und fruchtbare Land wird
in der Mitte vom Aufidus (Ofauto) durchströmt. Der westlich
gelegene Theil hieß Daunia, der östlich gelegene Peucetia.
Die Urbewohner waren die pelasgischen Daunie r und Peuce-
tier, die von den Apulern, einem den Oskern verwandten
Volkstamme, unterworfen wurden. Zu den denkwürdigsten Ör-
tern gehören: Luceria, berühmt durch seine feine Wolle. —
C anusium (Canossa), mit vielen Überresten von Wasserleitun-
gen, Triumphbögen :c. Nicht weit hievon, auf der Ostseite des
Aufidus, lag der Flecken Cannä, berühmt durch den großen
Sieg des Hannibal im Jahre 216. Noch jetzt liegt hier ein
Dorf Can ne, in welchem man Überbleibsel römischer Gebäude
erblickt. — Venusi a (Venosa), unfern des Berges Vultur
(Voltore), der Geburtsort des Horaz; auch das benachbarte
a) Sicilia quondam agro Bruttio cohaerens, mox interfuso mari
avulsa est. Plin. hist. nat. Iii. 9. Vergl. Virg. Aen. Iii. 413-417;
Ovid. Metam, lib. 15.
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Extrahierte Personennamen: Hannibal Reggio Locri_Epiphezirii Apulia Hannibal Virg
13
tungen hin. Eine der denkwürdigsten dieser Straßen ist die
Appische, die über Capua nach Brundusium ging. Allein durch
die Verlegung des Kaisersitzes nach Byzanz unter Constantin,
und besonders durch die bald darauf folgenden Einfälle der Go-
then und Vandalen verlor sie mehr und mehr von ihrer früheren
Größe und Herrlichkeit. — An der Mündung der Tiber lag
Ostia, die alte Hafenstadt Roms, welche schon von Ancus
Martins angelegt wurde. — Ferner lag an der Küste Lau-
rent um, wo der König Latinus bei der Ankunft des Äneas
regierte; mehr landeinwärts Lavinium, das Aneas erbauet
haben soll. Letzteres galt für die Mutterstadt von Alba longa
und dieses wieder für die Mutterstadt von Rom selbst. Alba
longa lag am Abhange des Albaner Berges; hier stand ein
uralter Tempel des Jupiter latiaris, bei welchem die latinischen
Völker ihr Bundesfest (leriao Latinae) feierten. Schon unter
dein dritten römischen Könige, Tullus Hostilius, wurde die Stadt
gänzlich zerstört. Auf einem der nördlichen Hügel des Albaner-
gebirges, unfern des jetzigen Frascati, lag Tusculum, umgeben
von zahlreichen Landgütern. Hier hatte auch Cicero sein Tus-
culanum; hier schrieb er seine quaestiones Tusculanae. Nicht
weit hievon war der, nunmehr ausgetrocknete See Negillus, be-
rühmt durch den Sieg der Römer über die Latiner im Jahre
400 vor Ehr. — Pränestä (Pelestrina), am Abhange eines vor-
springenden Felsens terrassenartig angelegt und stark befestigt,
mit dem berühmten Tempel der Fortuna Primigenia, in welchem
Orakel ertheilt wurden im Bürgerkriege unter Sulla wurde
die Veste zerstört. — Tibur (Tivoli) am Anio, wegen seiner
romantischen Lage der Lieblingsaufenthalt der römischen Großen
und daher mit zahlreichen Villen wie umkränzt. — Lanu vium,
Vaterstadt des Milo, mit dem berühmten Tempel der Juno Lanu-
vina. — G abii, auf einem steilen Hügel gelegen und angeblich
von Sertus Tarquinius durch List eingenommen; nicht weit da-
von Collatia, die Vaterstadt des Tarquinius Collatinus,
Gemahles der Lucretia.
Zu den übrigen Bewohnern Latiums gehörten die R u t ü l e r
mit der Stadt Ardea, denkwürdig durch die Belagerung von
*) Daher die sortes Praenestinae.
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Extrahierte Personennamen: Constantin Ancus
Martins Tullus_Hostilius Sulla Sertus Collatia Lucretia
Extrahierte Ortsnamen: Capua Byzanz Ostia Roms Rom Frascati Tibur
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fung des größten- Theiles von Italien war die Eroberungssucht
der Römer nicht gestillt. Vor ihnen lag, nur durch eine schmale
Meerenge geschieden, die reizende Insel Sicilien, die Perle des
Mittelmeeres, welche unendliche Genüsse verhieß. Sie erst schien,
als äußerstes Glied, Italien und die Herrschaft in demselben ab-
zurunden. Auf diesem gesegneten Eilande blüheten griechische
Kolonien nach dem Muster ihrer Mutterstaaten herrlich empor,
vor allen aber Syrakus, das bereits einen großen Theil dessel-
den unter seiner Herrschaft hatte. Neben den Sprakusern brei-
teten sich hier immer weiter die Karthager aus, die schon
seit alten Zeiten auch hier ihre Kolonien hatten und den Besitz
der ganzen Insel als das Ziel ihrer Wünsche betrachteten.
Karthago, der eigentliche Wohnsitz dieses Volkes, lag
auf der nordwestlichen Küste von Afrika auf einem Felsen des
geräumigen für zwei Häfen geöffneten Meerbusens, des heutigen
Golfs von Tunes, zwischen dem Hermesvorgebirge (Cap von)
im Osten, und dem Apollovorgebirge (Cap Zibib) im Westen,
unweit dem jetzigen El Mersa. Die seefahrenden Phönizier,
namentlich Tyrier unter der Königin Dido, gründeten dasselbe.
Als nämlich diese Königin, auf der Flucht von ihrem feindlichen
Bruder Pygmalion, um das Jahr 888 v. Ehr. an der schönen
Küste landete, die bereits durch ältere phönizische Pstanzstädte
ihrem Vaterlande befreundet war, wirkte sie für sich und ihre
Tyrier die Erlaubniß aus, sich hier niederzulassen. Hier grün-
dete sie zuerst das Bergschloß Byrsa, das sich durch neue An-
bauten allmälig zu einer Stadt erweiterte und zum ausgedehnten
und volkreichen Stapelort des See- und Landhandels anwuchs.
Die neue Kolonie verdunkelte bald den Glanz nicht nur der äl-
teren phönizischen Pstanzstädte in Afrika, Utika und Leptis,
sondern auch den des Mutterlandes selbst, das von Karthago
gleichsam beerbt wurde. Anfangs zahlten die Karthager den
Eingeborenen, den Libyern, Tribut. Als jene aber mächtiger
wurden, stellten sie nicht nur den Tribut ein, sondern wurden
auch Meister eines beträchtlichen Stadtgebietes, das 25 Meilen
lang, und 36 Meilen breit war. Das unterworfene libysche
Land, nachher Libyphönizien genannt, wurde bald durch sorgfäl-
tigen Anbau eine Musterschule der Landwirthschaft und eine
Kornkammer Karthago's. Von hier aus breiteten sich die Kar-
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Pygmalion
Extrahierte Ortsnamen: Italien Sicilien Italien Syrakus Karthago Afrika Mersa Afrika Utika Karthago
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
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daß gegenwärtig etwa der dritte Teil der ehemaligen römischen Kolonie und zwar die wichtigeren Partien als aufgedeckt gelten können. Was bei Herculaneum der systematischen Forschung entgegentrat, war der Umstand, daß über der ehemaligen Römer-stadt die Orte Portiei und Resina (das Retina des Plinins) gelegen sind und man dieselben durch Grabungen in Gefahr gebracht hätte; zudem ist die Stelle des alteu Herculaneum durch einen späteren Lavastrom besonders tief überdeckt worden. Nur zufällig stieß man im I. 1709 bei Grabnng eines Brnnnens in einer Tiefe von 27 Metern auf die Scene des alten Theaters.
Dieses Theater ist — obwohl von 1869 bis 1875 neue Ausgrabungen erfolgten — das' einzige öffentliche Gebäude von Herculaneum, das allerdings nur bei Kerzenlicht und über eine dunkle Treppe von mehr als hundert Stufen hinab noch gegenwärtig vollkommen zugänglich ist. Außerdem faud man einen Teil des Forums mit Säulenhallen, Thermen, eine fünsschiffige Basilika, Tribunale, Tempel und mehrere Privathäuser; man konstatierte auch hier die regelrechte quadratische Begrenzung, die schnurgerade Richtung der unter rechtem Winkel sich schneidenden Straßen.
Nahe der Stadt auf deu umgebenden Hügeln lagen zahlreiche Villen; in einer derselben ist die ansehnliche Bibliothek von 3000 Papyrusrollen an den Tag gekommen, ferner eine uugemeine Menge von Statuen (namentlich Bronzen), Büsten, Wandgemälde, die gegenwärtig die Zierde des Museo nazionale zu Neapel, einer unserer größten Altertumssammlungen, ausmachen. —
Bedeutender als Herculaneum war Pompei, das, wie die zahlreichen Kaufläden beweisen, einen lebhaften Handel unterhalten haben muß. Auch lockte die Anmut der Gegend viele Auswärtige herbei und war der Vesnvwein im Altertum nicht weniger beliebt als heute.
Die neuere Forschung hat sich viel mit der historischen Entwickelung der Stadt abgegeben. Pompei war ursprünglich wie auch Herculaneum und die ganze dortige Gegend von'oskern be-
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